Unser Auftritt beim Sängertag 2019
Thomas Göß, Mitglied des MGV Einigkeit, führte durch das Programm und kündigte den Liederkranz 1860 Wendelstein unter der Leitung von Stefan Glaßer an.
Im Jahre 1860 gegründet, ist er an diesem Sängertag der älteste Verein mit heute 34 Aktiven. Ein Blick in Liederbücher lehrt, dass viele Lieder einen Sitz im Leben haben, eine Gelegenheit, wo sie hingehören: Das Morgenlied, das Abendlied, das Scherzlied im geselligen Kreis, das Liebeslied, das Lied im Jahreskreis usw. Die meistbesungene Jahreszeit war der Frühling, wenn es von Mittag, also von Süden her, wieder lau weht und für uns all Wintersleid ein Ende hat – so empfand es Neidhart von Reuenthal. Auf ihn geht das folgende Lied des Liederkranzes zurück „Nun will der Lenz uns grüßen, von Mittag weht es lau“. Neidhart, ein Minnesänger um 1200, zuhause in den spärlich beheizten Burgen seiner Zeit, und mit den Schwierigkeiten konfrontiert, für den Winter Vorräte verfallsicher zu speichern – Neidhart hat wie seine Zeitgenossen den Winter als eine leidvolle Zeit erlebt – umso schöner, wenn der Lenz uns wieder grüßen will.
Während dieses Frühlingslied zum Volkslied geworden ist, ist das zweite Lied des Liederkranzes, Schuberts „Forelle“, zwar sehr bekannt, aber technisch schon zu schwierig, um allgemein nachgesungen werden zu können. Schubert hat den Text von Schubart übernommen, einem Dichter und Musiker des 18. Jahrhunderts.
Im klaren Bach ist die Forelle unterwegs. Nun trübt der Angler das Wasser, damit die Forelle die Angelschnur nicht sieht, sondern nur den Köder und anbeißt. Schubert hat allerdings den für Schubart wichtigen letzten Vers des Textes weg gelassen. Da stellt sich heraus, dass die Forelle ein Bildwort ist, ein Bildwort für die Mädchen. Die Madli sind arglos unterwegs in ihrem Alltagsleben wie die muntere Forelle im Wasser – dabei lauern auf sie schon die kaltblütigen Angler, die im Trüben fischen. Beißt bloß nicht an!